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Frank Arnold: Nachhaltig Engagement sichern – zur Zukunft der Patenidee

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Frank Arnold

Ab sofort werden wir in unregelmäßigen Abständen Akteure aus der deutschen Landschaft von Mentoring und Patenschaften ausführlich zu Wort kommen lassen.
Welche Bedarfe werden gesehen und welche Wege werden bereits beschritten?

Den Anfang macht Frank Arnold vom Landratsamt Böblingen:

Nachhaltig Engagement sichern – zur Zukunft der Patenidee

„Wer hohe Türme bauen will, muss lange am Fundament verweilen.“ Anton Bruckner (Österreichischer Komponist)

Es ist gut und gleichzeitig bemerkenswert, dass die Patenschaften in Deutschland ein so vielfältiges Spektrum abdecken und somit fähig sind auf den persönlichen, individuellen Bedarf von Kindern und Jugendlichen und Familien einzugehen.
Gleichzeitig hat eine hohe Professionalisierung der Patenidee in Deutschland stattgefunden, was unter anderem auch dem Erfahrungsaustausch und dem Wissenstransfer durch die Aufbaujahre der „Aktion zusammen wachsen“ zu verdanken ist. Beispielhaft sind die unterschiedlichen Arbeitshilfen und Leitfäden zu spezifischen Themen zu benennen.
Verbunden mit diesem hohen Grad an Professionalisierung ist eine Ausdifferenzierung der Ausgestaltung von Patenschaften auch in strukturellen Hinsicht, deren Zielsetzung und in der Angebotsform. Mein persönlicher Eindruck ist, dass (die mir bekannten) Patengruppen unabhängig von ihrem jeweiligen Engagementfeld einen funktionierenden und praxisorientierten Ansatz entwickelt haben. Dies verdient großen Respekt, zeigt es doch auf, dass eine Auseinandersetzung mit den Bedarfen von Kindern und Jugendlichen und deren Familien erfolgte und somit bedarfsgerechte Angebote geschaffen wurden.

Nachdem vor allem in den letzten Jahren, auch im Rahmen von Workshops, Fachtagungen und weiterer Veranstaltungen der „Aktion zusammen wachsen“, über diese Struktur diskutiert wurde und viele praxisnahe Beispiele aufgezeigt wurden, konnten somit auch neue Pateninitiativen von diesem Wissen profitieren und somit auf einem sehr hohen Niveau starten. Das ist erfreulich.
Ein grundlegendes Thema beschäftigt uns jedoch alle gleichermaßen – und das unabhängig davon, welchen Ansatz wir zur Akquise, zur Begleitung von Patinnen und Paten, dem Matching, der Angebotsstruktur, usw. wählen. Uns beschäftigt die Frage der Nachhaltigkeit. Dies ist ein Thema das für Pateninitiativen nicht nur in der vergangenen Zeit von großem Belang war, auch 2014 und darüber hinaus müssen wir uns der Frage stellen, wie nachhaltiges Engagement gesichert werden kann. Ja, vielleicht ist es die Zukunftsfrage schlechthin. Viele hervorragende Initiativen sind mit einer 3-jährigen Projektförderung gestartet. Und nach Beendigung der Projektförderung stellte sich jene Frage nach der weiteren Zukunft. Manches Projekt musste leider auch beendet werden. Dies führte zu großen Enttäuschungen auf Seiten aller Beteiligten, einschließlich uns, als befreundete Initiativen. Dieser Schlusspunkt entspricht nicht unserem eigentlichen und gemeinsamen Streben, dem eigentlichen Ziel von Patenschaften: der Verbindlichkeit.

Ein nachhaltiges, sprich dauerhaftes Angebot braucht jedoch eine verbindliche Struktur.

Das Zukunftsthema lautet aus meiner Sicht also: wie können wir es erreichen, dass Patenschaften dauerhaft und verbindlich Kindern, Jugendlichen und Familien (unserer Zielgruppe) zugutekommen? Wie können wir es erreichen, dass wir unsere Strukturen so sichern, dass diese nachhaltig sind?
Seit Beginn der Patenschaften im Landkreis Böblingen im Jahr 2000 setzen wir uns intensiv mit dieser Frage auseinander. Daher war es uns bereits mit dem Start der Aufbauphase von Patenaktionen im Landkreis Böblingen ein wichtiges Anliegen, diese Nachhaltigkeit zu erreichen. Ein entsprechendes Modell haben wir unter diesem Blickpunkt aus unserer Sicht entwickelt. Und wir möchten auch 2014 unseren Beitrag in die patenschaftliche Idee einbringen.

Hier unser Ansatz, stark verkürzt formuliert:
Der Schlüssel zum nachhaltigen Engagement kann mit dem Motto „Ehrenamt braucht Hauptamt“ beschrieben werden. Im Mittelpunkt unseres Wirkens und unserer Struktur steht jedoch die ehrenamtliche Patengruppe, das freie bürgerschaftliche Engagement. In diesem Sinne wird das Hauptamt um das Ehrenamt „gruppiert“ und bestehende hauptamtliche Kapazitäten werden zumindest teilweise an uns gebunden. Somit entstehen keine zusätzlichen finanziellen Aufwendungen, die dauerhaft nicht finanziert werden könnten. Die hauptamtliche Struktur fanden wir in vielen Bereichen vor.

Wir beziehen beispielsweise unter regionalen Gesichtspunkten, alle hauptamtlichen JugendarbeiterInnen aus den Schulen, den Jugendhäusern, der Städte und Gemeinden, der Bezirke und weitere ein, die sich mit großem Engagement um ihre regionale Patengruppe kümmern.

Viele weitere Bündnispartner sind möglich, als ein Beispiel seien an dieser Stelle die Mehrgenerationenhäuser benannt.
Hauptamtliche bilden das Verbindungsglied zwischen ehrenamtlichen Engagement, hinein in die Verwaltungsstrukturen der Rathäuser, zu den an der Patenidee beteiligten unterschiedlichsten Institutionen, wie Schulen, der Agentur für Arbeit, natürlich auch zu den Betrieben, den Vereinen und allen weiteren wichtigen Partnern (am Beispiel „Übergang Schule- Beruf“), die hier nicht gelistet werden können und dennoch von großer Bedeutung in einem großen Verbundnetzwerk sind.

Ehrenamtliches Mentoring profitiert von hauptamtlicher Unterstützung, auch im Hinblick auf die fachliche Unterstützung, durch Fortbildungen, Hilfsangebote, Kontaktvermittlung, Anerkennungskultur und vielem mehr. Hauptamtliche Kräfte können die Verbindung zu weiteren Initiativen, zu den entsprechenden Gremien und Arbeitskreisen, und wie erwähnt und nicht zu unterschätzen ist, zur Verwaltung und politischen Spitze einer Stadt, eines Stadtbezirks, einer Gemeinde, eines Landkreises sichern.

Für dieses Netzwerk braucht es ein in der Praxis bewährtes Konzept, eine Idee und Menschen, die sich aktiv darum kümmern.

Um dieses große Netzwerk aufzubauen, zu begleiten und weiterzuentwickeln, wurde im Landkreis Böblingen eine Koordinationsstelle eingerichtet. Es ist unzweifelhaft, dass ab dieser Größenordnung eine hauptamtliche Koordinierung benötigt wird und an dieser Stelle auch von öffentlicher Seite investiert werden muss. So kann gesichert werden, dass entsprechende ehrenamtliche und hauptamtliche Ressourcen langfristig in das patenschaftliche Engagement eingebracht werden.

Wir haben mit diesem Ansatz sehr gute Erfahrungen gemacht.
Die Anregung aus dem Landkreis Böblingen soll dahin führen, sich in Zukunft stärker mit dem Thema des nachhaltigen Handelns auseinander zu setzen. Ich wünsche allen Beteiligten hierbei viel Erfolg! Mein ganz herzlicher Dank geht an Sebastian Volberg für seinen großen Einsatz für die Patenidee und sein unermüdliches Engagement!

Logo Patenaktionen im Landkreis Böblingen
Patenaktionen im Landkreis Böblingen

Ihr
Frank Arnold

Landratsamt Böblingen

Mehr Informationen gibt es unter: www.patenaktion.de oder gerne per Mail unter: arnold(at)patenaktion.de

Stimmen 2013/2014

Zu Beginn des Jahres 2014 haben wir mal ein paar Stimmen gesammelt. Sie geben einen kurzen Rückblick auf das vergangene Jahr 2013 und blicken voraus auf 2014.

Henrik Flor, Foto: Stefan Erhard
Henrik Flor, Foto: Stefan Erhard

Henrik Flor, Enter-Magazin:
„Mit dem angekündigten Ende von Big Brothers Big Sisters gab es 2013 einen ziemlichen Paukenschlag. Im Enter Magazin haben wir darüber berichtet und gefragt, welche Rolle Kosten und Wirkung bei Patenschaften spielen – die Diskussion wird uns noch länger begleiten. 2014 wird es spannend, das Wachstum einiger Mentorenprojekte zu beobachten. Von deren Erfahrungen werden hoffentlich viele andere ebenfalls profitieren.“

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Nikolas Kruse

Nikolas Kruse, Denkwerkstatt: JugendMentoring e.V.

„Mein JugendMentoring-Jahr 2013 war geprägt von vielen neuen Erfahrungen und interessantem Austausch mit den unterschiedlichen Personen aus den verschiedenen regionalen Netzwerken. Im Mittelpunkt standen dabei die Idee einer „MentoringKultur“ und die Diskussion, wie diese entstehen und wachsen kann. Gerne habe ich mit den Akteuren im Viel.stimmig.-Netzwerk zusammengearbeitet und neue Ideen zum Austausch und zur Vernetzung entwickelt.“

 

 

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Frank Arnold

Frank Arnold, Landratsamt Böblingen:

„Patenschaften in Deutschland werden auf einem hohen Niveau angeboten. Drei Indikatoren an denen dies festgemacht werden kann, sprechen für diese Aussage:

  • Individuelle Ausgestaltung und ein breites Angebotsspektrum von Patenschaften
  • Orientierung am realen Bedarf von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Familiensystemen
  • Zunehmende Professionalisierung.

Ein Themenbereich stellt jedoch immer noch eine offene Flanke für die patenschaftliche Idee dar: das Thema Nachhaltigkeit. Es geht folglich um die Frage, wie nachhaltig dieses Engagement gesichert werden kann und damit um die Zukunftsfrage von Patenschaften überhaupt. Ein Lösungsansatz wird im Landkreis Böblingen seit Jahren erfolgreich praktiziert.“

 

Foto Florian Stenzel
Florian Stenzel

Florian Stenzel,
Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften e.V.:
„Das Projekt „Patenschaften für nachhaltige Entwicklung“ hat mit eine Fülle von Einsichten und tollen Begegnungen mit Patenschaftstandems geschenkt. Großartig auch zu erleben, wie wir das Mentoring Exchange Projekt hinbekommen haben und am Ende des Jahres die Evaluation innerhalb unseres Netzwerkes unter Beteiligung nahezu aller Mitglieder. Es gab einfach viele schöne und interessante Momente, wenn sich PatenschaftskoordinatorInnen im Rahmen von Stammtischen, Vereinssitzungen oder Werkstattgesprächen getroffen haben. Das Patenschaftsmodell wird sichtbarer, das Interesse wächst – das wird weitergehen. Die Projektitits wird noch kein Ende haben, Ehrenamtskoordination wird nicht systematisch gefördert.“

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Randolf Gränzer

Randolf Gränzer, Patenschaften-Aktiv e.V.:

„Wir verstehenn uns als das digitale Telefonbuch für alle Interessenten, die Aktivpaten (Mentoren und Paten) in ihrem Ort werden wollen und dafür die passsende Vermittlung suchen. Die Besucherzahl unserer Zentralsite kippte, weil uns unser großzügigster Sponsor die Flügel stutzte. Aber Dank der Modernisierung einiger unserer Websites geht es jetzt wieder aufwärts. Wir sind Facebook beigetreten sind aber enttäuscht, dass uns das nicht mehr Besucher unserer Websites beschehrt hat. Die Anzahl der Vermittlungen wächst immer noch. Allerdings in manchen Kategorien ist das Wachstum nur noch gering, z.B. bei den Leihomas und bei den Jobpaten.“

 

Dirk Reinink,
SIMUL – Cross-Mentoring in Handel und Gastgewerbe,
Ver.di Jugendbildungsstätte Berlin-Konradshöhe e.V.

„2013 war ich beeindruckt von einer Mentorin, die jetzt alle Regalnummern eines Einzelhändlers auswendig konnte, weil sie diese mit ihrem Mentee gelernt hat. 2014 möchte ich noch mehr Auszubildende aus kleinen Unternehmen mit Mentoring unterstützen.“